WM 2014 Brasilien: die englischen Löwen von einst als underdog von heute
England und die Geschichte der Weltmeisterschaft ist auch zugleich eine Geschichte voll bitterer Niederlagen und verpasster Chancen. Die Insel gilt als das Ursprungsland des Fußballs, doch davon war bei den letzten WM-Teilnahmen nicht viel zu sehen. Die Erinnerung an den letzten WM-Titel von 1966 vor heimischer Kulisse wird dennoch hochgehalten, wenn auch nicht mehr voller Hoffnung, Zuversicht und Vertrauen in die „Three Lions“. Galt die englische Nationalmannschaft bei der letzten WM 2010 in Südafrika noch als Favorit, werden sie in Brasilien als Underdog auflaufen. Die Fans haben ihre Erwartungen runter geschraubt, man spürt allseits die verhaltenen Reaktion, wenn es um die WM-Aussichten der Fußballer von der Insel geht, besonders, was die Wettanbieter und ihre Prognosen geht.
Der allgemeine Pessimismus wird zusätzlich durch die Gruppengegner gestützt, denen England in der Vorrunde standhalten muss, wollen sie ein Vorzeitiges WM-Aus verhindern und die Buchmacher eines Besseren belehren. In der Gruppe D finden sich die „Three Lions“ mit dem vierfachen Weltmeister Italien, dem vierten aus Südafrika Uruguay und Costa Rica wieder. Doch manchmal kann es sich, bei näherer Betrachtung, als äußerst hilfreich erweisen, wenn man jenseits aller Erwartungen, ins Abseits gestellt wird.
Ein Blick zurück
Nachdem England gleich dreimal in der WM-Qualifikation vorzeitig gescheitert war (1974, 1978, 1994), markierte die Halbfinal-Teilnahme bei der WM 1990 den größten Erfolg der „jüngeren“ Vergangenheit. Die WM 1994 war dann jedoch wieder eine der bitteren Ernüchterungen. Man konnte sich gar nicht erst qualifizieren. Bei der WM 1998 in Frankreich scheiterten die Engländer am Elfmeterschießen, das sich fortan als Achillesferse der Nationalmannschaft erweisen sollte. Bei der Weltmeisterschaft in Japan und Südkorea 2002 erreichte man zumindest das Viertelfinale, wo die „Three Lions“ dem späteren Weltmeister Brasilien unterlagen.
Die Qualifikation zur WM 2006 markierte einen Einschnitt in der Geschichte des englischen Fußballs und zog eine Welle der medialen Kritik an der Taktik des damaligen Nationaltrainers Sven-Göran Eriksson nach sich. Eriksson musste bereits bei der Niederlage gegen Brasilien 2002 wegen seiner Defensivstrategie Kritik einstecken. Seine Strategie stand in dem Ruf unflexibel, sein Spiel leidenschaftslos und zu starr zu sein. Und diese Stimmen wurden während der Qualifikation zur WM 2006 immer lauter. England unterlag zunächst in einem Freundschaftsspiel 1:4 den Niederlanden und verlor schließlich auch noch das Qualifikationsspiel gegen Nordirland 0:1. Dennoch wurde das Ticket für die WM gelöst. Die Briten kamen wie bereits 2002 bis ins Viertelfinale, wo sie gegen Portugal im Elfmeterschießen ausschieden.
Bei der WM 2010 in Südafrika war für die Engländer bereits im Achtelfinale gegen Deutschland mit einer 4:1 Klatsche Endstation. Es ist also schon viel Zeit ins Land gezogen, seit die Löwen von der Insel in tiefere Stadien eines WM-Turniers vorgedrungen sind. Um genau zu sein, 24 Jahre. 1990 stand man das letzte Mal bei einer WM im Halbfinale.
Qualifikation zur WM 2014
England schloss die Gruppe H als Sieger ab und qualifizierte sich damit direkt für die WM 2014 in Brasilien. Erst am letzten Spieltag gegen Polen wurde der Sack jedoch zugemacht. Nach zwei Unentschieden gegen die Ukraine und zwei weitere Remis, schoss Steven Gerrard im Heimspiel gegen Polen mit 2:0 seine Mannschaft zur WM-Teilnahme.
England als Underdog in Gruppe D
Das erste Duell der Engländer findet – gleich zu Beginn mit einem Hauch Dramatik versehen – , um Schlag Mitternacht in der Nacht auf den 15. Juni statt. Dass die einst so brüllgewaltigen Löwen gegen Cesare Prandellis Azzurri beim Auftaktspiel punkten, wird eher als kleines Wunder angesehen, denn als Wahrscheinlichkeit. Dieses Aufeinandertreffen wird also für die Engländer von alles entscheidender Bedeutung sein.
Das Rendezvous mit Uruguay am 19. Juni verspricht keine wesentliche Erleichterung. Die Südamerikaner waren bei der WM 2010 das Überraschungsteam schlechthin, als sie bis ins Halbfinale marschierten, wo sie den Niederlanden unterlagen. Erst „Leichtgewicht“ Costa Rica könnte bei den Löwen für sichere Punkte sorgen, was, angesichts der möglichen Niederlagen in den Spielen davor, keine Relevanz mehr haben könnte.
Sollten die Engländer gegen Italien punkten, lebt die Chance auf das Achtelfinale weiter. Im Falle einer Niederlage, müsste man auf jeden Fall die verbleibenden Spiele gewinnen, um im Turnier zu bleiben. Bereits das zweite Duell gegen Uruguay kann über Aufstieg oder Heimreise entscheiden. Die Vergangenheit spricht jedoch gegen einen Sieg. Bisher konnten die Briten bei WM-Endrunden noch kein Spiel gegen die Südamerikaner für sich entscheiden. 1954 gab es im Viertelfinale ein 2:4 und 1966 kam man über ein 0:0 in der Vorrunde nicht hinaus. Abgesehen von einzelnen individuellen Schwächen im Spiel, könnte sich in Brasilien das fortgeschrittene Alter und die ungewohnten klimatischen Bedingungen als große Bürde für die von den eher unterkühlten Temperaturen verwöhnten Inselbewohner erweisen.
Die Abbildung oben zeigt die Gruppe D der Vorrunde bei der Fußball-WM 2014. Die beiden Gruppenfavoriten lauten Uruguay und Italien, England liegt lediglich an dritter Stelle in der Einschätzung der Wettanbieter. Ein Weiterkommen der three lions in die erste K.O.-Runde käme also bereits einer kleinen Überraschung gleich. Diese und alle anderen Quoten für die Gruppen der Fußball-WM findet man auf dem Portal fussball-wetten.com
Angesichts dieser Konstellation können die „Three Lions“ bei der WM 2014 also nur positiv überraschen und sowohl den Wettanbietern, als auch den Medien mit den dennoch vorhandenen Qualitäten den Wind aus den Segeln nehmen. Sollte eine solche Überraschung gelingen, warten im Achtelfinale ein Gegner aus der Gruppe C, in der sich Kolumbien, Griechenland, die Elfenbeinküste und Japan tummeln, für England also durchaus zu bewältigen. Und weil die Hoffnung zuletzt stirbt und geträumt werden darf, erlaubt man sich an dieser Stelle, einen kleinen Ausblick auf das Viertelfinale. Hier scheint die Blase jedoch zu platzen zu drohen, denn in diesem Stadium des Turniers wetzen Titelfavorit und Gastgeber Brasilien und Titelverteidiger Spanien die Messer.
Generationenwechsel unter Roy Hodgson
Der seit zwei Jahren tätige Nationalcoach Roy Hodgson hat den Generationswechsel nach der erfolgreich absolvierten WM-Qualifikation unermüdlich und entschlossen vorangetrieben. Mit Frank Lampard und Steven Gerrard wird in Brasilien einmal mehr die alte Garde aufgestellt. Mit Spielern wie Daniel Sturridge, einer der Top-Torjäger der Premier League und Wayne Rooney steht der Mannschaft allerdings ein echtes Top-Duo zur Verfügung.
Rooney ist immer noch das größte Talent und der Spielmacher der Engländer. Seine sieben Tore in sechs WM-Qualifikationen demonstrieren deutlich, wie wichtig er für sein Team ist. Im Mittelfeld agieren Lampard und Gerrard und steuern langjährige Erfahrung und Kreativität bei. Die junge Generation im Angriff setzt sich aus Jack Wilshere vom FC Arsenal und Alex Oxlade-Chamberlaine. Im Sturm soll Rooney außerdem von Andy Carroll vom FC Liverpool Unterstützung bekommen. Auch Danny Welbeck machte bei der Qualifikation mit vier Treffern von sich reden. Joe Hart von Manchester City wird für England zwischen den Pfosten stehen.
Einen äußerst wichtigen „Youngster“ hat Hodgson mit Andros Townsend von Tottenham Hotspur eingebüßt. Der 22-jährige musste sich einer Bänderoperation im Sprunggelenk unterziehen und muss voraussichtlich 10 Wochen lang pausieren. Auch Theo Walcott und Jay Rodriguez werden so gut wie sicher nicht mit von der Partie sein.
Die englischen Hoffnungen bei der WM 2014 ruhen also einmal mehr auf Wayne Rooney und darauf, dass die „Three Lions“ ihr Gebrüll nicht verlernt haben.
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