England wird gern als „Mutterland des Fußballs“ bezeichnet. Und in der Tat stand die Wiege des modernen Fußballs auf der britischen Insel. So wurde am 24. Oktober 1857 mit dem FC Sheffield der erste Fußballklub gegründet. Sechs Jahre später entstand in London mit der „Football Association“ (FA) der erste Fußballverband. Im Zuge dessen wurde auch ein entsprechendes Regelwerk geschaffen, das mit einigen Abänderungen bis heute Bestand hat.
Der FA-Cup
Im Jahr 1872 wurde mit dem FA-Cup der erste nationale Pokalbewerb ausgetragen. Der erste Titelträger war der Wanderers FC aus dem Londoner Stadtteil Battersea, der sich im Finale vor 2.000 Zuschauern im Kennington Oval – einem Cricket-Stadion in London – gegen die Royal Engineers mit 1:0 durchsetzte. Im Jahr darauf verteidigten die Wanderers den Titel mit einem 2:0-Finalsieg an der Lillie Bridge über die Oxford University. Insgesamt gewannen die Wanderers bis 1878 fünf Mal den Pokal, neun Jahre später löste sich der Verein auf.
Von 1872 bis 1892 wurden die meisten Endspiele des FA-Cups im Kennington Oval ausgetragen. Ab 1895 war das Londoner Crystal Palace –Stadion der Schauplatz der Finals, nachdem diese zwischenzeitlich auch in Manchester und im Goodison Park in Liverpool stattfanden. Während des Ersten Weltkriegs fanden von 1916 bis 1919 keine Bewerbspiele statt, ab 1920 wurden die Finalspiele im Stamford Bridge Stadion ausgetragen und seit 1923 finden sie nahezu durchgehend im Wembley-Stadion statt. Unterbrochen wurde die Serie nur vom Zweiten Weltkrieg, der zwischen 1940 und 1945 ebenfalls keine Bewerbe zuließ. Darüber hinaus fand das Wiederholungsspiel des Finales 1970 zwischen Chelsea und Leeds im Old Trafford Stadion im Manchester statt und während des Umbaus der Wembley-Arena wurden die Finalspiele zwischen 2001 und 2006 im Millenium Stadium in Cardiff ausgetragen.
Mit elf Pokalsiegen ist Manchester United der erfolgreichste Verein im FA-Pokal, gefolgt von Arsenal mit zehn, Tottenham mit acht, sowie dem FC Chelsea, dem FC Liverpool und Aston Villa mit jeweils sieben Pokalsiegen. Hinter Newcastle United und den Blackburn Rovers (je 6) ist der seit 1887 nicht mehr existierende Wanderers FC mit fünf Pokalsiegen (gemeinsamt mit Everton, West Bromwich und Manchester City) immer noch unter den Spitzenklubs zu finden.
Die erste Liga-Meisterschaft
Ein Jahr nach der Auflösung der Wanderers wurde am 22. März 1888 die weltweit erste Fußball-Liga mit 12 Vereinen gegründet. Die Gründungsmitglieder der „Football League“ waren
– Aston Villa
– FC Accrington
– Blackburn Rovers
– Bolton Wanderers
– FC Burnley
– Derby County
– FC Everton
– Notts County
– Preston North End
– Stoke City
– West Browich Albion
– Wolverhampton Wanderers
Bis auf Accrington existieren diese Vereine bis heute und sind in einer der vier Profiligen vertreten.
Erster englischer Fußballmeister wurde Preston North End, der im gleichen Jahr auch den FA-Cup und damit das Double gewinn. Im Jahr darauf verteidigte der Verein aus der Grafschaft Lancashire im Nordwesten Englands den Meistertitel erfolgreich, holte ihn aber seitdem nie wieder. Aktuell spielen die „Lilywhites“ in der League One, der dritten englischen Liga.
Die Liga wächst
1892 wurde mit der „Second Division“ eine zweite Leistungsstufe eingeführt und die erste Liga zunächst auf 14 und kurz darauf auf 16 Vereine aufgestockt. Die erfolgreichsten Vereine des ersten Jahrzehnts der englischen Liga waren Aston Villa mit sechs Meistertiteln zwischen 1894 und 1900, sowie Sunderland mit vier Meisterschaften zwischen 1892 und 1902.
Ebenfalls noch vor dem Ersten Weltkrieg ihre ersten Meistertitel feierten heute noch erfolgreiche Vereine wie der FC Everton (1891 und 1915), der FC Liverpool (1901 und 1906), sowie Newcastle (1905 und 1909) und Manchester United (1908 und 1911). Bevor 1915 kriegsbedingt der Spielbetrieb für vier Jahre unterbrochen werden sollte, bestand die höchste Spielklasse bereits aus 20 Vereinen.
Nach dem Krieg wurde die erste Liga auf 22 Vereine erweitert und im ersten Jahr holte West Bromwich Albion den einzigen Meistertitel der Klubgeschichte. Zwischen 1923 und 1926 wurde Huddersfield Town als erster Verein drei Mal in Folge Meister. Dieses Kunststück wurde einige Jahre später vom FC Arsenal von 1932-1935 wiederholt. Insgesamt wurde Arsenal in den 1930er-Jahren fünf Mal Meister. Maßgeblichen Anteil daran hatte der legendäre Manager Herbert Chapman.
Die „Busby Babes“
Wie 1915 vor dem Ersten Weltkrieg gewann auch 1939 vor dem 2. Weltkrieg der FC Everton die jeweils letzte Meisterschaft. Der erste Titelgewinner nach dem Krieg war Everton-Stadtrivale Liverpool, aber die große Zeit der „Reds“ sollte erst über zwanzig Jahre später kommen. Zunächst dominierten in den 1950er-Jahren noch der FC Portsmouth (Meister 1949 und 1950), die Wolverhampton Wanderers (Meister 1954, 1958, 1959) und Manchester United (Meister 1952, 1956 und 1957).
Die große Zeit von Manchester United in den 1950er-Jahren – den sogenannten „Busby Babes“ – endete tragisch. Am 6. Februar 1958 kam es beim Rückflug vom Spiel im Europacup der Meister bei Roter Stern Belgrad auf dem Flughafen München-Riem zu einem schweren Unfall. Nach einem Auftankstopp kam das Flugzeug mit der Mannschaft von der Startbahn ab und explodierte. 23 Menschen kamen dabei ums Leben, darunter acht Spieler des Klubs. Manager Matt Busby überlebte schwer verletzt und baute in der Folge eine neue Mannschaft auf, die 1965 und 1967 erneut englischer Meister wurde und 1968 als erster englischer Klub den Europapokal der Landesmeister gewann.
Die Nummer 1 der Welt
Bereits davor hatten Tottenham (1962/63) und West Ham (1964/65) den Sieg im Europapokal der Pokalsieger davongetragen. Den größten Erfolg feierte England 1966, als die von Trainer Alf Ramsey betreute Mannschaft um Bobby Charlton, Gordon Banks, Bobby Moore und Geoff Hurst im eigenen Land den Weltmeistertitel holte. Auf eine Wiederholung dieses Erfolges wartet man auf der Insel seither vergebens.
Auf Klubebene dominierte der FC Liverpool In den 1970er und 1980er-Jahren das Geschehen. Zwischen 1973 und 1990 wurden die „Reds“ elf Mal englischer Meister und sechs Mal Europacupsieger. Damit übertrafen sie endgültig den Stadtrivalen Everton und waren mit 18 Meistertiteln lange Zeit englischer Rekordmeister. Erst 2011 wurde der FC Liverpool von Manchester United übertroffen.
Katastrophen beenden die englische Vorherrschaft
Zwischen 1977 und 1984 gewannen sieben englische Vereine den Europapokal der Landesmeister, vier Mal davon der FC Liverpool, zwei Mal Nottingham Forest (1979, 1980) und ein Mal Aston Villa (1982). Die Dominanz der englischen Vereine in Europa endete Mitte der 1980er-Jahre. Zwei Wochen nachdem der FC Everton im Finale gegen Rapid Wien den Sieg im Europapokal der Pokalsieger geholt hatte, kam es im Endspiel des Meistercup-Finales im Brüsseler Heyselstadion zwischen Liverpool und Juventus Turin zu einer Massenpanik, in deren Folge 39 Menschen ums Leben kamen.
Die englischen Fans wurden als Verursacher der Katastrophe angesehen. In der Folge wurden daher alle englischen Klubs für fünf Jahre von den europäischen Bewerben ausgeschlossen, der FC Liverpool für sieben Jahre. Vier Jahre nach Heysel kam es beim FA-Cup Halbfinale im Hillsborough-Stadion von Sheffield zwischen Liverpool und Nottingham erneut zu einem schweren Unglück, dem 96 Menschen zum Opfer fielen. Aus Unachtsamkeit wurden zu viele Besucher ins Stadion eingelassen, in der Folge wurden Zuschauer an den Zaun am Spielfeldrand gedrückt oder von anderen Personen in Panik niedergetrampelt. Das führte in der Folge dazu, dass in englischen Stadien die Stehplätze durch Sitzplätze ersetzt und die Zäune entfernt wurden.
Die Ära Ferguson
1992 bildete sich nach einem Bruch mit der „Football League“ die „FA Premier League“. In der Folge wurde auch die weiteren Ligen umbenannt (aus Second Division wurde die First Division und aus der Third Division die Second Division). Eine weitere Umbenennung erfolgte 2004, wo aus der First Division die „League Championship“ wurde und aus der Second Division die „League 1“.
Sportlich dominierte in den 1990er- und 2000er-Jahren ganz klar Manchester United den englischen Fußball. Unter Manager Alex Ferguson holten die „Red Devils“ zwischen 1993 und 2013 elf Meistertitel und sind heute mit insgesamt 20 Titeln englischer Rekordmeister. Die Dominanz wurde nur zeitweilig von den Londoner Klubs Arsenal (Meister 1989, 1991, 1998, 2002 und 2004) und Chelsea (Meister 2005, 2006 und 2010) unterbrochen. International konnten die englischen Klubs nach 1990 zwar nicht mehr an die Erfolge der 1970er- und 1980er-Jahre anschließen, aber Manchester United gewann zwei Mal (1999 und 2008) die Champions League und auch der FC Liverpool (2005) und Chelsea (2012) gewannen den Titel in der Königsklasse.
Finanzstarke Klubs dominieren heute die Premier League
Wie in einigen anderen großen Fußball-Ligen dominieren auch in der Premier League heute die Mannschaften mit finanzstarken Investoren. Besonders die Teams vom FC Chelsea und Manchester City profitieren von den milliardenschweren Investitionen, welche die reichen Eigentümer in die Vereine stecken, um die besten Spieler der Welt für die Vereine zu verpflichten. Auch wenn die Premier League dadurch enorm aufgewertet wird darf man dabei nicht übersehen, wie groß die Kluft zwischen den Top Mannschaften und dem Rest der Liga bereits geworden ist.
Dieser Zustand führte in den letzten Jahren dazu, dass im Grunde immer die selben paar Mannschaften an der Spitze der Tabelle standen und der Rest der Liga ein sehr bescheidenes Dasein fristet. Lediglich der Kampf gegen den Abstieg ist für den Großteil der Vereine in der englischen Premier League noch ein spannendes Element.
2013/14 befindet sich die englische Liga in ihrer 115. Spielzeit. Keinem Verein gelang es, in allen bisherigen 114 Saison in der höchsten Spielklasse vertreten zu sein. Mit Abstand die meisten Saisonen (110) absolvierte der FC Everton in der Topliga. Dahinter folgen Aston Villa (102), der FC Liverpool (98) und Arsenal (96). Erst dahinter kommen Manchester United und Manchester City mit 88 bzw. 84 Saisonen.
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